Hintergrund: Die Beurteilung der thermischen Verbrennungstiefe ist nach wie vor eine Herausforderung. In den letzten Jahrzehnten wurden mehrere optische Systeme zur Bestimmung der Verbrennungstiefe entwickelt. Bislang hat sich nur die Laser-Doppler-Bildgebung (LDI) als zuverlässig erwiesen, während andere Verfahren wie die Infrarot-Thermografie oder die spektrophotometrische intrakutane Analyse weniger genau waren. Ziel unserer Studie ist es, die hyperspektrale Bildgebung (HSI) als neues optisches Gerät zu bewerten.
Methoden: Eingeschlossen wurden Patienten mit einem thermischen Trauma, die zwischen November 2019 und September 2020 in einer Verbrennungsstation in Deutschland behandelt wurden. Einschlusskriterien waren Alter ≥18 Jahre, thermische Verbrennungen 2. oder 3. Grades, schriftliche Einverständniserklärung und Vorstellung innerhalb von 24 h nach der Verletzung. Die klinische Beurteilung und die hyperspektrale Bildgebung wurden 24, 48 und 72 Stunden nach der Verletzung durchgeführt. Patienten, bei denen der sekundäre Wundverschluss innerhalb von 21 Tagen abgeschlossen war (Gruppe A) wurden mit Patienten verglichen, bei denen der sekundäre Wundverschluss länger als 21 Tage dauerte oder bei denen eine Hauttransplantation erforderlich war (Gruppe B). Demografische Daten und die primären Parameter, die durch HSI generiert wurden, wurden dokumentiert. Zum Vergleich der Gruppen wurde ein Mann Whitney-U-Test durchgeführt. Ein p-Wert unter 0,05 wurde als statistisch signifikant angesehen. Die mit dem HSI generierten Daten wurden zum HSI-Verbrennungsindex (BI) zusammengefasst. Mithilfe einer logistischen Regression und einer Receiver Operating Characteristics Curve (ROC) wurden Sensitivität und Spezifität des BI berechnet. Die Studie wurde offiziell beim DRKS registriert (Registrierungsnummer: DRKS00022843).
Ergebnisse: Insgesamt konnten 59 Patienten mit Brandwunden eingeschlossen werden. Zehn Patienten wurden aufgrund einer schlechten Datenqualität ausgeschlossen. Gruppe A umfasste 36 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 41,5 Jahren und einer durchschnittlichen verbrannten Körperoberfläche von 2,7 %. Im Vergleich dazu wurden 13 Patienten in Gruppe B eingeteilt, weil sie eine Hauttransplantation (n = 10) oder einen langwierigen sekundären Wundverschluss von mehr als 21 Tagen benötigten. Das Durchschnittsalter dieser Patienten betrug 46,8 Jahre. Sie hatten eine mittlere betroffene Körperoberfläche von 4,0 %. 24, 48 und 72 Stunden nach dem Trauma betrug der BI 1,0 ± 0,28, 1,2 ± 0,29 und 1,55 ± 0,27 in Gruppe A und 0,78 ± 0,14, 1,05 ± 0,23 und 1,23 ± 0,27 in Gruppe B. Zu jedem Zeitpunkt wurden signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt. Nach 24 Stunden ergab die ROC-Analyse eine BI-Schwelle von 0,95 (Sensitivität 0,61/Spezifität 1,0), am zweiten Tag von 1,17 (Sensitivität 0,51/Spezifität 0,81) und am dritten Tag von 1,27 (Sensitivität 0,92/Spezifität 0,71).
Schlussfolgerung: Veränderungen der Mikrozirkulation innerhalb der ersten 72 Stunden nach einem thermischen Trauma spiegelten sich in beiden Gruppen in einem Anstieg des BI wider. Nach 72 Stunden ist der BI in der Lage, die Notwendigkeit einer Hauttransplantation mit einer Sensitivität von 92 % und einer Spezifität von 71 % vorherzusagen.
Schlüsselwörter: Hyperspektrale Bildgebung; Laser-Doppler-Bildgebung; Wärmebildgebung, Bewertung der Verbrennungstiefe, Verbrennungsindex.