Hintergrund: Die digitale Infrarot-Wärmebildgebung (DITI), die von der Körperoberfläche emittierte Infrarotstrahlen erkennt, um eine Körperwärmekarte zu erstellen, wurde bei verschiedenen muskulokutanen Erkrankungen eingesetzt. Insbesondere kann die DITI die autonome vasomotorische Aktivität im nerveninnervierten Bereich nachweisen und könnte daher beim Karpaltunnelsyndrom (CTS) von Nutzen sein. In dieser Studie verglichen wir die DITI-Befunde vor und nach einer Karpaltunnel-Release-Operation (CTR) bei Patienten mit einseitigem CTS, um die entsprechenden neurophysiologischen Veränderungen zu untersuchen.
Methoden: In dieser retrospektiven Kohortenstudie wurden DITI-Parameter wie die Temperaturunterschiede zwischen den Territorien des Nervus medianus und des Nervus ulnaris sowie die vom Nervus medianus innervierte digitale Anisometrie gemessen. Auch die subjektive Symptomdauer, die Schmerzskala und die ultrasonographischen Befunde wurden vor und nach der CTR verglichen. Die Patienten wurden vor bzw. 6 Wochen nach der CTR untersucht.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 27 Patienten im Alter von 59,0 ± 11,2 Jahren eingeschlossen. Nach der CTR verbesserte sich die thermische Anisometrie des Nervus medianus (von 2,55 ± 0,96 °C auf 1,64 ± 1,34 °C; p = 0,003). Die Temperaturunterschiede zwischen den Territorien des N. medianus und des N. ulnaris waren nicht signifikant verändert. Der subjektive Schmerz, die Simovic Weinberg Clinical Scale und die palmaren Beugungen des Retinaculum flexorum wurden ebenfalls signifikant verbessert (p <0,001 für alle Vergleiche).
Schlussfolgerungen: Unsere Ergebnisse zeigen, dass die DITI-Befunde eine Verbesserung der autonomen Funktion nach CTR widerspiegeln können. Daher kann die DITI eine objektive Methode sein, um prä- und postoperative neurophysiologische Veränderungen bei CTS zu beurteilen.
Schlüsselwörter: Karpaltunnelfreigabe; Karpaltunnelsyndrom; Temperatur; Thermographie; Vasomotorik, ortho, orthopeadics, orthopedie.